Referat, das ich in der 10. Klasse für den Geografieunterricht gemacht habe:
Wieso habe ich das Thema Donaudelta gewählt? Flüsse und die damit verbundenen Naturgebiete finde ich sehr interessant und faszinierend.
Das Donaudelta ist das Mündungsgebiet der Donau am Schwarzen Meer und es ist - nach dem Wolgadelta - das zweitgrößte Flussdelta Europas. Es fließen bei Niedrigwasser 2000 m³ Wasser pro Sekunde bei einer Geschwindigkeit von 0,3 m/s, bei Hochwasser sind es 35000 m³ bei einer Geschwindigkeit von 2m/s. Das Donaudelta ist 5000 km groß - das entspricht etwa einem Gebiet von 70 x 70 km - und liegt größtenteils in Rumänien, ein kleiner Teil ist in der Ukraine. Es besteht aus 3 Mündungsarmen (Chilia, Sulina und Sfantu Gheorghe-Arme) sowie unzähligen Seitenarmen. In diesem Gebiet findet man unterschiedlichste Landschaften. Es gibt Süßwasserseen, die durch Kanäle verbunden sind. Im südlichen Teil gibt es Brackwassersümpfe, das sind salzwasserbeeinflusste Bereiche, die durch Sanddünen vom Meer getrennt sind. Diese Sanddünen ändern sich ständig durch Ebbe und Flut des Schwarzen Meeres und durch die Strömung der Donau. Durch das kontinentale Klima mit sehr wenig Niederschlag herrschen auf den Dünen wüstenähnliche Lebensbedingungen mit Wüstenpflanzen und - tieren. In den Tälern gibt es Auenwälder, die im Frühjahr von der Donau überflutet werden, im Sommer trocken liegen und teilweise auch vom Wind verschüttet werden. Wenn die Dünen nicht mehr weiterwandern, entstehen sog. Graudünen mit Bewuchs. Es gibt auch lange Schlammwälle mit dichter, prachtvoller Vegetation. Die herrlichste Vegetation gibt es in Letea, das ist eine Dünenlandschaft mit Auenwäldern. Für die ca. 20 x 15 km große Gegend sind die bis zu 35 Meter hohen Balkaneichen charakteristisch. Kiefern und Eschen mit vielen Kletterpflanzen geben diesen Auenwäldern ein tropisches Aussehen. Im Donaudelta gibt es den vermutlich größten Schilfrohrbestand der Erde. Das Röhricht bildet viele kleine, frei schwimmende Inseln, die sog. “Plaur”, die mit Wasserfarn und weißen und gelben Seerosen aus den riesigen Donausümpfen ragen. Das weltweit einmalige Ökosystem ist Europas größtes Feuchtgebiet und ist der Lebensraum von über 4.000 Tier - und über 1.000 Pflanzenarten.
Das Donaudelta ist erst 10 000 Jahre alt. Es wächst seit dem Ende der letzten Eiszeit aus feinem Geröll und v.a. Sand und Schlamm, von dem die Donau jährlich bis zu 50 Tonnen mitbringt und im Deltabereich ablagert und teilweise auch wieder abträgt bzw. verlagert. Dadurch entsteht auf der Oberfläche ein Irrgarten von Wasserläufen. Einige werden immer wieder von Sand und Inseln verstopft und verlanden, andere entstehen beim Frühjahrshochwasser neu. Dadurch ist das Donaudelta immer im Wandel und nur ca. 10% des Deltas sind ständig über Wasser. Nach dem Frühjahrshochwasser erkennen selbst erfahrene Donauschiffer manche Flussläufe kaum wieder. Nur die 3 mittlerweile großteils kanalisierten Mündungsarme bleiben immer gleich. Doch früher sind auch sie bis zu 100 Meter im Jahr gewandert. Durch diesen enormen Wandel und die enorme Vielfalt der Lebensbedingungen konnten sich im Delta extrem viele Pflanzen und Tierarten ansiedeln.
In dieser Urlandschaft, die zu den letzten und größten in Europa zählt, liegt der Schnittpunkt großer europäischer Vogelzugstraßen und so nisten und brüten hier über 300 verschiedene Arten von Vögeln, es gibt hier die europaweit größten Kolonien von Rosa- und Krauskopf-Pelikan, Löffler, Silber- und Seidenreiher, Brandente, Rostgans, Stelzenläufer, Säbelschnäbler und vielen anderen.
Die Griechen entdeckten das Donaudelta als erste, da sie die dafür notwendigen Schiffe hatten - von ihnen stammt auch das Wort Delta, das von ihrem gleichnamigen Buchstaben “Delta” (Δ) abgeleitet ist, der die Dreiecksform eines Deltas hat. Heute leben im Donaudelta 15000 Menschen vieler Nationalitäten. Den größten Anteil der Deltabevölkerung stellen die Lippowaner dar. Sie wurden aus Russland vertrieben und siedelten sich mitten in den Sumpfgebieten des Donaudeltas an. Sie hatten sich den Bedingungen des Donaudeltas angepasst.
Doch das Delta ist in Gefahr. In Rumänien sollte in den 80er Jahren unter dem Regime von Ceaucescu ¾ des Delta zerstört, d.h. trockengelegt und mit Dämmen abgetrennt werden, um es wirtschaftlich nutzbar zu machen. Geplant war eine riesige Produktionsstätte für Fisch, Schilf, Holz, Baustoffe und Getreide. Doch es wurde nur ein Teil des Plans umgesetzt, so wurde zum Glück nur ¼ des Naturparadieses zerstört. Der Versuch der wirtschaftlichen Nutzbarmachung schlug fehl. Die neu geschaffenen Äcker, auf denen Reis und Mais angebaut werden sollten, waren schnell versalzen und nicht mehr nutzbar. Durch die Eingriffe im Delta und die Schwerindustrie weiter oben an der Donau litt die Wasserqualität enorm und viele Tiere konnten nicht mehr dort leben. So auch viele Fische. Dies stellte natürlich ein Problem für die Menschen im Delta dar, die vom Fischfang leben.
In der Ukraine waren in jüngster Zeit ein riesiger Schifffahrtskanal durch das Deltagebiet geplant, doch durch den Regierungswechsel wird es nun hoffentlich nicht soweit kommen.
Aus diesen Gründen hat sich der WWF 1990, nach dem Fall des “Eisernen Vorhangs” dafür eingesetzt, dass das Donaudelta zum Biosphärenreservat wurde. Ein Biosphärenreservat ist ein Schutzgebiet für ein weltweit einmaliges Ökosystem. Das Donaudelta wurde 1992 zum UNESCO Weltnaturerbe ernannt. Vieles konnte wieder sorgfältig renaturiert werden - mit großen Erfolgen. Dämme wurden gebrochen, Land wieder überflutet. Es gibt nun strenge Vorschriften für die Nutzung des Deltas. 10 Jahre später wurde das Schutzgebiet zum sog. Grünen Korridor, der noch ca. 1000 km weit donauaufwärts geht, erweitert. Er umfasst die untere Donau in Rumänien, Bulgarien, Moldawien und der Ukraine und ist das größte grenzüberschreitende Schutzgebiet Europas.
Der WWF hat Studien erstellen lassen, die zeigen, dass das Donaudelta auch ohne zerstörerische Eingriffe wirtschaftlichen Nutzwert hat: zum einen durch Rohstoffe, die ohne die Umwelt zu zerstören nutzbar sind - Schilf und Fische -, zum anderen durch den Wert des Deltas als natürliche Filteranlage - sie reinigt das verseuchte Donauwasser, bevor es in das Schwarze Meer fließt, erheblich - und natürlich durch den Tourismus. Allein zwischen Mai und Juli 2004 kamen fast 54.000 Gäste, um die Naturschönheiten im Donaudelta zu sehen. Dies war eine Steigerung von fast 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr.