Das Urban Dictionary definiert Tabitis folgendermaßen:
the condition in firefox (the choice of any self-respecting internet user) where one finds themselves overwhelmed by the massive amount of tabs they have open.
Konkret bedeutet das - man hat dauerhaft oder immer wieder 20, 30, 60 oder gar 100 Tabs offen. Und warum ist das ein Problem? Nun, zum einen findet man sich in der Regel einfach nicht mehr zurecht bei den vielen Tabs, die Performance geht in den Keller und wirklich bringen tut das auch nichts. Mit mehr als ein paar Tabs (ich schätze ca. 10) Tabs lässt sich einfach nicht wirklich produktiv arbeiten.
Was kann man dagegen tun? Zunächst einmal: die Tabs einfach zumachen. Allerdings ist das nicht so einfach, schließlich hat man die Tabs ja aus irgendeinem Grund offen - man möchte sie schnell wiederfinden, möchte vielleicht den Inhalt noch lesen, … Die einfachsten Erweiterungen für Firefox (keine Angst, hier soll es nicht nur um Firefox gehen) schließen die Tabs einfach und legen ein Bild der Seite, Titel und URL ab, so dass man leicht wieder zurückkehren kann. Taboo ist so eine Erweiterung. Allerdings muss ich sagen mir reicht das nicht. Zum einen werde ich kaum irgendwann die Seiten nochmal anschauen noch da explizit nach ihnen suchen. Das Resultat: Bei mir haben sich jede Menge Seiten angesammelt in Taboo, die allesamt zwar irgendwie sinnvoll sind, bei denen aber komplett der Kontext fehlt.
Deshalb möchte ich hier einige Lösungen vorstellen, die mir täglich helfen, die Flut an Tabs zu bewältigen und auf einige wesentliche Seiten zu reduzieren.
Social Bookmarks mit Social Tagging, aber auch die ganz normalen Lesezeichen des eingesetzten Browsers können gerade für die Langzeitspeicherung von gewissen Seiten eine große Hilfe sein. Wenn ich eine Seite geöffnet habe, die ich irgendwann mal wieder finden will, dann speichere ich sie. Häufig gebrauchte Seiten landen dabei in der Lesezeichenleiste im Browser. Speichern, schließen, fertig.
Oft bekommt man irgendwo einen Link geschickt oder findet durch Zufall einen Link, der auf eine Seite mit viel Text führt, die man zwar prinzipiell lesen möchte, aber nicht gerade jetzt. Offen lassen und auf einen späteren Moment hoffen war anfangs meine Strategie - nunja, viele offene Tabs waren die Folge. Für viele Browser und Smartphones gibt es Read It Later - Seiten zum später Lesen speichern. Dabei wird die Seite auf Wunsch sogar komplett heruntergeladen und - ebenfalls nur auf Wunsch - auch auf den wesentlichen Inhalt reduziert. Ideal um z.B. Unterwegs im Zug zu lesen. Wirklich in den Griff bekommen habe ich allerdings meine immer länger werdende Liste der zu lesenden Artikel erst mit Instapaper und der Möglichkeit, die Seiten als eBook zu exportieren. So kann ich die Seiten wo und wann ich will mit meinem eBook-Reader lesen. Angenehm entspannt im Bett oder auf der Couch interessante Webseiten lesen - genial. Und die Liste der zu lesenden Seiten war jetzt schon mehrfach leer. Wenn man weiß, dass man die Seiten auch wirklich lesen wird, geht das Schließen deutlich leichter von der Hand. ;)
Viele Seiten die ich so offen habe gehören zu irgendetwas was ich erledigen will oder muss. Z.B. Seiten, die ich hier verlinken möchte, ein Produkt, das ich kaufen möchte, … Irgendwie findet man am Computer schnell etwas anderes, das man dringend tun möchte oder muss und vergisst dabei ganz die vielen geöffneten Seiten. Oder es ist ein Video, das man jetzt gerade nicht ganz anschauen möchte.
Für all dies und viel mehr habe ich mir angewöhnt, die Seiten, die zu einer bestimmten Aufgabe zu gehören, wenn ich an dieser nicht mehr weiterarbeiten möchte, einfach bei der jeweiligen Aufgabe zu notieren bzw. eine neue Aufgabe z.B. für das Fertigschauen des Videos anzulegen. So stelle ich sicher, dass ich die Seiten im richtigen Kontext und auch wirklich wieder finde.
Sollte die ganze Aufgabe aus Recherche bestehen, so beginne ich bald, Lesezeichen zu speichern, die ich so einsortiere/tagge, dass ich sie wiederfinde. Alternativ kann man sie natürlich auch direkt in ein entsprechendes Dokument schreiben. ToDo-Listen eigenen sich für so etwas meist nur eingeschränkt, aber ein Verweis auf die entsprechende Linksammlung lässt sich meist gut unterbringen.
Wichtig ist, dass man bei einer Seite, die nicht zur aktuell bearbeiteten Aufgabe gehört, schnell und sofort eine Entscheidung trifft. Entweder man schaut sie sich sofort an, oder man speichert sie sich für später zum Lesen oder legt sie direkt in das Archiv der Bookmarksammlung.
Sehr sinnvoll ist, immer nur eine Aufgabe zu bearbeiten und am Ende dieser Aufgabe bzw. wenn man zu einer anderen Aufgabe wechselt diesen Wechsel bewusst vollziehen und hierbei auch alle dazugehörigen Tabs schließen.
Manchmal funktioniert das mit nur einer Aufgabe so nicht ganz, aber man sollte doch zumindest den Überblick über alle aktuell bearbeiteten Dinge behalten (z.B. eine Sache, die im Hintergrund abläuft wie viele Fotos hochladen und eine Sache, mit der man sich aktiv beschäftigt).
Das Produktivitätssystem “Zen To Done” beschreibt das im Teil Handeln ganz gut. Mehr zum Bearbeiten nur einer Aufgabe befindet sich im (englischen) Artikel How NOT to Multitask – Work Simpler and Saner - generell ein sehr empfehlenswertes Blog wenn man sich für Vereinfachung interessiert.
Immer ein waches Auge für die Tabs haben, erkennen, was dort noch geöffnet ist und was man davon wirklich aktuell benötigt oder nicht geschlossen werden soll, weil es z.B. die Todo-Liste ist, hilft, geöffnete Tabs schnell wieder zu schließen und so die Übersicht zu bewahren. Ich finde, ein aufgeräumter Browser trägt entscheidend zu mehr Produktivität bei.