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Welcome on my WikiBlog! You can find a mixed collection of German and English content here. This website is always work in progress as there is a lot to do and so little time.
Willkommen auf meinem WikiBlog! Hier gibt es eine Mischung aus deutschen und englischen Inhalten. Meistens habe ich zu viele Ideen und zu wenig Zeit und so ist auch diese Website eine ständige Baustelle.
Theater: Netzkind
Ein für dieses Blog vielleicht etwas ungewöhnlicher Inhalt, aber es wird schnell klar werden, warum doch nicht ganz so ungewöhnlich: der Bericht über ein Theaterstück.
Am Montag Abend war ich in “Netzkind”, ein Theaterstück des Sandkorn Jugendclubs in Karlsruhe. Es geht um das Internet, in jedem Sinne. Im positiven als auch im negativen. Ein “Netzkind” ist quasi die deutsche Variante des “Digital Native”. Jemand, der mit dem Netz groß geworden ist, im und mit dem Netz lebt. Doch jetzt zum Theaterstück selbst.
Professor Tessler hat eine großartige Entdeckung gemacht - eine “echte” künstliche Intelligenz. Sie kann nicht nur Informationen in beliebigen Mengen verarbeiten, sondern kann dazu auch noch menschliche Gefühle nachempfinden. Die Idee: damit könnte man für Recht und Ordnung im Internet sorgen. Parallelen zur deutschen Politik werden einem mit Parallelen und Zitaten geradezu aufgedrängt. Zusätzlich ist die künstliche Intelligenz an einige Vorgaben gebunden, so hat sie die UN Menschenrechtscharta zu beachten und ihr Erschaffer hat das letzte Wort.
Aus der Sicht eines Außenstehenden kann man nun das Treiben der Menschen im Web beobachten - sie schreiben über Beziehungsprobleme und beschimpfen sich, kaufen auf Ebay und die Masse ist enttäuscht (wie sollte es anders sein, wenn nur einer das Produkt bekommt…), spielen gegeneinander und vernichten sich virtuell - kurz: sie machen sich gegenseitig das Leben schwer. Verständlicherweise hat die künstliche Intelligenz Probleme zu verstehen, warum die Menschen eigentlich nicht einfach glücklich sind. Sie fragt einen der Mitarbeiter nach dem Leben, was das sei. Er weiß keine Antwort.
Ohne dass dies von ihrer Erfinderin vorgesehen war, entwickelt sich die künstliche Intelligenz weiter und beschließt, der Menschheit zu helfen, indem sie die Macht über sie übernehmen will. Dass sie dies mit dem Internet recht leicht kann, ist ihr und dem Zuschauer mittlerweile klar geworden. Die Machthaber sind selbstverständlich dagegen und beschließen, sie abzuschalten. Der vorher dem Leben eher ergebene Mitarbeiter beginnt nun, aktiv zu werden und versucht das Unmögliche: Die künstliche Intelligenz zu kopieren und nachzubauen. Hier beginnt das bis jetzt durchaus philosophische Theaterstück, auch noch etwas Action zu entwickeln. Das wirkt durchaus leicht aufgesetzt, aber bleibt im Rahmen.
Als Zuschauer habe ich mich hier gefragt: Bin ich dafür oder dagegen? So positiv es klingen mag, eine künstliche Intelligenz übernimmt die Welt und sorgt für Frieden und Menschenrechte - so unrealisitisch klingt es auch. Wollen wir das wirklich? Sie ist in diesem Fall - und dies entspricht nunmal der Realität, sofern man hier überhaupt von Realität sprechen kann - immer durch einen Menschen kontrolliert. Und dieser Mensch würde damit sehr große Macht über die Menschheit bekommen. Etwas, das, so lehrt uns die Geschichte und das Theaterstück, nicht gut gehen kann. Doch wo liegt die Alternative?
Das Ende bildet die Gemeinschaft der Netzkinder, glücklich vereint um die künstliche Intelligenz, die mit ihren neuen Erschaffern als Gott verehrt wird. Ob der Zuschauer dies nun positiv oder negativ betrachtet, bleibt ihm selbst überlassen.
Eines macht das Stück an Hand der Details, die ich hier eher weniger erwähnt habe, klar: Durch Engagement gewinnt das Leben an Sinn. Es ist quasi ein Aufruf zu mehr Engagement. Doch gleichzeitig macht “Netzkind” auch klar - das Netz bietet bisher ungekannte Möglichkeiten, zu einer großen Gemeinschaft zusammenzuwachsen - und birgt aber genausoviele Gefahren. Und diese Gegensätze werden am Ende auch nicht wirklich aufgelöst, und ich denke das ist auch gut so, denn das ist alles andere als einfach. Und durchaus auch im realen Leben so.
Insgesamt fand ich das ganze sehr gelungen, vielleicht ein wenig überfüllt mit Zitaten, und auch die Handlung kann man natürlich hinterfragen, doch es handelt sich weder um einen Brecht noch um professionelle Schauspieler mit jahrelanger Erfahrung - und das ist auch gut so, denn so ist es authentisch und aktuell.
Wer jetzt lust bekommen hat, das alles und noch viel mehr selbst zu sehen, dem sei gesagt, dass noch 5 Aufführungen geplant sind, und zwar Mo, 06.04., Di, 07.04., Mi, 22.04., Mo, 27.04., Di, 28.04.2009 jeweils um 19.30 Uhr.
Update: Wie ich gerade erfahren habe, wird das Stück noch bis zu den Sommerferien gespielt, die Termine stehen lediglich noch nicht fest.